400 oder 100 Jahre? Antiker Silberpokal gibt bei „Bares für Rares“ Rätsel auf
Ein antiker Trinkpokal weckt Begehrlichkeiten bei „Bares für Rares“. Doch ist das gute Stück nun 400 Jahre alt oder doch nur gute 100 – eine echte Rarität oder eine fast perfekte Kopie?
Köln – „Ist das die berühmt-berüchtigte Goldene Ananas“, fragt Moderator Horst Lichter sofort, als er den Trinkpokal im Kölner „Bares für Rares“-Studio sieht. Als „Traum einer jeden Schatzkammer“, bezeichnet das antike Stück dagegen später Händler Daniel Meyer.
400 oder 100 Jahre? Silberpokal gibt Rätsel bei „Bares für Rares“auf
Mitgebracht hat das silberne und innen vergoldete Trinkgefäß Friedrich Hermann aus München. Den Pokal in Form einer Traube oder Ananas hat der Fassadenreiniger einst von einer zufriedenen Kundin als Dank für seine Arbeit geschenkt bekommen.
Hermann hat eine Ahnung, worum es sich bei dem Silberpokal handeln könnte – nämlich um ein Prunkgefäß des 16. oder 17. Jahrhunderts, das damals in Adelskreisen genutzt wurde.
Das bestätigt auch Expertin Wendela Horz: „Es handelt sich hier um einen sogenannten Buckel- oder Traubenpokal, der zum Willkommen von Gästen, für einen rituellen Trunk gefertigt wurde.“ Die Spannung im „Bares für Rares“-Studio steigt. Könnte es sich wirklich um eine 400 Jahre alte, extrem wertvolle Rarität handeln?
Leider nicht, die Enttäuschung folgt auf den Fuß. Denn Wendela Horz weiß, dass solche Trinkpokale bereits im 19. Jahrhundert als Sammlerstücke extrem beliebt waren. So beliebt, dass sich in Hanau im Kinzigtal eine ganze Industrie entwickelt hat, die Silbergefäße nachzuarbeiten.
Antiker Trinkpokal stammt von Silberschmieden aus Hanau
Billige Kopien seien das nicht gewesen, so Wendela Horz. Im Gegenteil, die Hanauer Silberschmiede hätten so genau gearbeitet, dass die Nachfertigungen von den Originalen kaum zu unterscheiden seien. Um Fälschungen handele es sich aber nicht, für die Silberpokale habe sich der Begriff „Hanauer Pseudomarken“ entwickelt, verrät die Expertin. Die Punzen auf dem Gefäß sowie einige Teile am Stiel des Pokals wiesen eindeutig auf eine Hanauer Produktion hin.
Besitzer Friedrich Hermann wirkt enttäuscht, nimmt die Nachricht aber gefasst auf. 2000 Euro wünscht er sich dennoch für den immerhin doch wohl 130 Jahre alten Pokal. Wendela Horz bleibt mit Verweis auf ein paar Beschädigungen sogar noch ein Stück darunter – 1200 bis 1500 Euro lautet ihre Expertise. Nach kurzem Zögern akzeptiert Hermann die Händlerkarte von Moderator Horst Lichter aber doch.
Auch bei den Händlern fällt sofort auf, dass es sich um eine Antiquität aus dem 19. Jahrhundert und nicht aus dem 16. handelt. Daniel Meyer bringt exakt die gleichen Argumente wie Wendela Horz vor. Den Gebotsreigen eröffnet dann Waldi Lehnertz mit seinen obligatorischen 80 Euro.
Schnell gehen die Angebote aus dem Händlerteam dann aber in die Höhe – neben Lehnertz und Meyer sind Jos van Katwijk, Markus Wildhagen und Lisa Nüdling dabei. Letztere hatte erst kürzlich ihre absolute Traum-Handtasche bei „Bares für Rares“ erworben.
Trinkpokal erzielt weit weniger als erhofft – Verkäufer dennoch zufrieden
Als Daniel Meyer 1150 Euro bietet, will keiner mehr höher gehen – für Friedrich Hermann eigentlich zu wenig, er hatte das obere Ende der Expertise als Schmerzgrenze gesetzt. Schließlich einigen sich beide doch noch auf einen Verkauf – für 1250 Euro wechselt der Silberpokal den Besitzer. Weniger als erhofft, dennoch geht Verkäufer Hermann letztendlich zufrieden nach Hause.
Einen Überraschung erlebte derweil ein Ehepaar aus Hessen bei „Bares für Rares“ – die Expertise für ihren Goldschmuck trieb den beiden die Tränen in die Augen. Und ein antiker Reisebecher – ebenfalls aus Silber – begeisterte die Händler derartig, dass der Preis völlig durch die Decke ging.