Kelch räumt ab! Silberbecher aus dem 17. Jahrhundert lässt die Preise überquellen | Bares für Rares
Sensationeller Fund bei “Bares für Rares”: 350 Jahre alter Augsburger Silberbecher erzielt Rekordpreis – Eine Zeitreise in die Barockzeit
In einer der bemerkenswertesten Folgen des ZDF-Erfolgsformats “Bares für Rares” entpuppte sich ein unscheinbar wirkender Trinkbecher als kunsthistorisches Juwel ersten Ranges. Der Sammler Jens aus Wismar hatte den Becher von einem befreundeten Sammler erworben, ohne dessen wahre Bedeutung zu ahnen. Was folgte, war eine faszinierende Reise in die Silberschmiedetradition des 17. Jahrhunderts.
Ein Meisterwerk der Augsburger Goldschmiedekunst
Experte Patrick Glämann führte die Zuschauer fachkundig durch die Besonderheiten des Stücks:
- Handwerkliche Perfektion: Der Becher zeigt eine aufwendige Treib- und Ziselierarbeit mit floralen Motiven, typisch für den Hochbarock
- Konstruktion: Drei massive Kugelfüße verleihen dem Stück Stabilität, ein charakteristisches Merkmal repräsentativen Tafelgeschirrs der Epoche
- Vergoldung: Ursprünglich vollständig feuervergoldet, was den Reichtum des Besitzers demonstrierte
- Maße: Bei 60,2 Gramm Gewicht und etwa 12 cm Höhe ein typischer Schnaps- oder Likörbecher
Die spannende Spurensuche
Glämann entschlüsselte die Punzen wie einen historischen Kriminalfall:
- Tremolierstich: Bewies die Silberqualität durch mittelalterliche Prüfmethoden
- Augsburger Zirbelnuss: Stadtwappenzeichen, das die Herkunft verriet
- Meistermarke “PS”: Identifizierte den Schöpfer Paul Solania (1635-1724)
- Jahreszeichen: Präzise Datierung auf 1670 durch spezifische Punzenform
“Dieser Becher entstand zur Blütezeit Augsburgs als europäisches Silberzentrum”, erklärte Glämann. “Solania gehörte zur Elite der Zunft – seine Werke waren bei Adel und Klerus begehrt.”
Das dramatische Bietergefecht
Nach der Expertise entwickelte sich eine der spannendsten Auktionen der Sendungsgeschichte:
- Start: 500 € (Daniel Meyer)
- Mittleres Gebot: 1.000 € (Susanne Steiger)
- Finale Steigerung: 50-€-Schritte zwischen drei Händlern
- Hammerpreis: 1.370 € (Susanne Steiger) – das 2,7-fache des Schätzpreises
“Alter Schwede!”, rief ein sichtlich überwältigter Jens aus. “Das hätte ich nie erwartet!” Selbst Moderator Horst Lichter zeigte sich beeindruckt: “Solche Stücke sehen wir vielleicht einmal im Jahr!”
Kunsthistorische Bedeutung
Der Becher ist aus mehreren Gründen bemerkenswert:
- Seltenheit: Nur wenige Solania-Werke haben die Kriege überdauert
- Erhaltungszustand: Die innere Vergoldung ist nahezu perfekt erhalten
- Provenienz: Lückenlose Nachweisbarkeit seit 1670
- Handwerk: Demonstriert verlorene Techniken der Barockschmiede
Kunsthistoriker Dr. Matthias Weniger (Bayerisches Nationalmuseum) bestätigt: “Augsburger Silber dieser Qualität erreicht regelmäßig Auktionsrekorde. Der Preis ist absolut angemessen.”
Ein Stück lebendiger Geschichte
Was den Becher besonders macht, ist seine greifbare Verbindung zur Vergangenheit:
- Er entstand nur 22 Jahre nach dem Westfälischen Frieden
- Wurde möglicherweise während der Türkenkriege genutzt
- Überstand den Dreißigjährigen Krieg und zwei Weltkriege
Für die neue Besitzerin Susanne Steiger ist es ein Glücksfund: “So ein Stück gehört in ein Museum – oder in die Hände von Sammlern, die es wirklich zu schätzen wissen.”
Diese Folge bewies erneut, dass deutsche Antikensammlungen noch voller Überraschungen stecken – und dass die Expertise bei “Bares für Rares” echte Schätze ans Licht bringt.